Gründungsreport Rheinland-Pfalz 2023
Krisen schwächen Mut zur Selbstständigkeit
Mittwoch, 30. August 2023Weniger Gründerinnen und Gründer, aber mehr Unternehmen
in
Rheinland-Pfalz. So lässt sich der Gründungsreport
Rheinland-Pfalz 2023 zusammenfassen, den die Industrie-
und
Handelskammern sowie die Handwerkskammern am Donnerstag, 31.
August, vorgestellt haben. „Besonders in diesen
unsicheren
Zeiten erfordern die ersten Schritte in die
Selbständigkeit
Mut und Engagement“, sagt Arne Rössel,
Hauptgeschäftsführer
der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. „Die Pandemie,
der Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Inflation und
Zinssprünge haben auch in der Gründungslandschaft in
Rheinland-Pfalz Spuren hinterlassen.“ Vor allem im
Handwerk
und Handel sind gravierende Änderungen zu verzeichnen
und
zu
erwarten. Die gute Nachricht: Die Unternehmen, die
bereits
gegründet wurden, behaupten sich am Markt – die Zahl der
Gewerbeabmeldungen bleibt konstant. Weil es nach wie vor
mehr Gründungen als Betriebsaufgaben gibt, verzeichnet
Rheinland-Pfalz zum vierten Mal in Folge insgesamt einen
Zuwachs an Unternehmen – allein im vergangenen Jahr lag
das
Plus bei 4.112 Betrieben.
Im Zentrum dieser Entwicklung stehen die Starterzentren
Rheinland-Pfalz: Als Zusammenschluss der acht Industrie-
und
Handelskammern und Handwerkskammern im Land begleiten
sie
landesweit Gründerinnen und Gründer auf dem Weg in die
Selbständigkeit. Mit dem Gründungsreport Rheinland-Pfalz
2023 stellen sie ihre Bilanz vor. Demnach haben im
vergangenen Jahr 31.493 Menschen ein Gewerbe im
Bundesland
angemeldet, das sind knapp 6 Prozent weniger als im Jahr
zuvor. „Aufgrund der multiplen Krisen ist es wenig
verwunderlich, dass die Gründungszahlen etwas
zurückgegangen
sind“, stellt Arne Rössel fest. „Gleichzeitig stimmt es
uns
positiv, dass sich die bestehenden Betriebe so stark am
Markt behaupten – wer in Rheinland-Pfalz gründet, findet
hier offenbar die richtigen Rahmenbedingungen und
Entwicklungsmöglichkeiten.“
„Ideale Voraussetzungen dafür sind die vielfältige
Wirtschaftsstruktur, attraktive Fördermöglichkeiten
sowie
der Zugang zu Bildungseinrichtungen und Netzwerken“,
erklärt
HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf. „Wir freuen uns,
dass wir gemeinsam mit der Landesregierung, den
Wirtschaftskammern und den Starterzentren die
Erfolgschancen
bei der Existenzgründung steigern können – durch
maßgeschneiderte Dienstleistungen und
Unterstützungsmöglichkeiten.“
Besonders in Zeiten von neuen Technologien und schneller
Geschäftsentwicklungen werden den Starterzentren zufolge
auch Kooperationen, Austausch und Netzwerke immer
wichtiger
für einen erfolgreichen Unternehmensstart. Ebenso spielt
die
individuelle Beratung eine immer größere Rolle. Das
spiegelt
sich im gestiegenen Interesse an den Angeboten der
Starterzentren in Rheinland-Pfalz wider: So ist die Zahl
der
Anmeldungen an Netzwerkveranstaltungen und Seminaren im
vergangenen Jahr um ein Fünftel gestiegen, die
kostenfreien
Steuer- oder Rechtsanwaltssprechtage verzeichneten ein
Viertel mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Ebenfalls erfreulich: Das Gründungsinteresse von Frauen
ist
stabil und geht wieder mehr Richtung Haupterwerb. Für
sie
zählen vor allem Flexibilität und bessere finanzielle
Anreize sowie, dass sie einen gesellschaftlichen Beitrag
leisten können. Auch bei eta¬blierten Betrieben stehen
Veränderungen an: So stehen in Rheinland-Pfalz in den
kommenden fünf Jahren bis zu 9.000 Unternehmen zur
Übernahme
an. Aufgrund der demographischen Entwicklung übersteigt
diese Zahl voraussichtlich deutlich den Anteil der
jungen
Menschen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
„Deshalb ist es entscheidend, dass wir Gründerinnen und
Gründer in unserem Bundesland gemeinsam nach vorne bringen“,
sagt Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der IHK für
Rheinhessen. „Es muss unkompliziert möglich sein, hier
in
Rheinland-Pfalz ein Unternehmen zu gründen – die Politik
ist
gefragt, bürokratische und steuerliche Hürden zu senken
und
durch passgenaue Finanzierungshilfen beim Schritt in die
Selbstständigkeit zu unterstützen.“